Auf SEINE STIMME hören



1. Fastensonntag im Jahreskreis C
Samstag / Sonntag
5. / 6. März 2022 

 Lesung aus dem Evangelium nach Lukas
(Lukas 4,1-13)

      In jener Zeit kehrte JESUS, erfüllt von heiligem Geist, vom Jordan zurück. Er wurde vom Geist in der Wüste umhergeführt, vierzig Tage lang, und er wurde vom Teufel versucht. In jenen Tagen ass er nichts; als sie aber vorüber waren, hungerte ihn.
      Da sagte der Teufel zu ihm: Wenn du GOTTES Sohn bist, so befiehl diesem Stein, zu Brot zu werden. JESUS antwortete ihm: Es steht geschrieben: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.
      Da führte ihn der Teufel hinauf und zeigte ihm in einem Augenblick alle Reiche des Erdkreises. Und er sagte zu ihm: All die Macht und Herrlichkeit dieser Reiche will ich dir geben; denn sie sind mir überlassen und ich gebe sie, wem ich will. Wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest, wird dir alles gehören. JESUS antwortete ihm: Es steht geschrieben: Vor dem HERRN, deinem GOTT, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen.
      Darauf führte ihn der Teufel nach Jerusalem, stellte ihn oben auf den Tempel und sagte zu ihm: Wenn du GOTTES Sohn bist, so stürz dich von hier hinab; denn es steht geschrieben: Seinen Engeln befiehlt er deinetwegen, dich zu behüten; und: Sie werden dich auf ihren Händen tragen, damit dein Fuss nicht an einen Stein stösst. Da antwortete ihm JESUS: Es ist gesagt: Du sollst den HERRN, deinen GOTT, nicht auf die Probe stellen.
      Nach diesen Versuchungen liess der Teufel bis zur bestimmten Zeit von ihm ab.

Predigtwort
JESUS in der Wüste
Wüstenzeit für uns: Zu sich selbst und zum Du finden

      Am ersten Sonntag in der Fastenzeit zeigt uns das Evangelium, wie JESUS zum Fasten gekommen ist. An seiner Erfahrung sollen wir erkennen, was Fasten für uns Christen bedeuten kann.
      Darum schildern uns die Evangelien auch Erfahrungen aus der Jugendzeit JESU. Wir haben heute einen Teil aus den Jugenderfahrungen JESU gehört.
      Das öffentliche religiöse Wirken JESU hat begonnen durch die Begegnung JESU mit der Person Johannesder am Jordan taufte. In der biblischen Ursprache heisst Johannes: „Jochanan“,was bedeutet: „GOTT ist gnädig“. Jochanan war wahrscheinlich einige Jahre Mönch im jüdischen Kloster Qumran, bis er dann seinen Aktionsradius erweitert hat und am Jordan predigte und taufte.
      JESUS hat wohl etwas gehört vom Wirken des Johanan. Er ist auf diese Nachricht hin hinunter gestiegen zum Jordan, hat auf die Worte von Jochanan gehört und sich von ihm taufen lassen. Durch diese besondere Begegnung und den damit verbundenen geistig-religiösen Vorgang wurde JESUS seiner eigenen, persönlichen Lebensaufgabe bewusst; und so ist JESUS in sein Lebenswerk hineingewachsen.
              Der Evangelist Lukas schildert dann, dass JESUS erfüllt vom Heiligen Geist in der Wüste umhergeführt wurde; und das 40 Tage lang. Die 40 Tage erinnern an die 40 Jahre Erfahrung, die das Volk Israel in der Wüste erlebte bis zu der besonderen Gottesoffenbarung am Sinai.
      Die Wüste ist in der Bibel keineswegs nur als Ort der Trockenheit, der Gefahren und der menschlichen Ohnmacht zu verstehen, sondern ebenso sehr auch als Ort des Zu-sich-selbst-Kommens, als Ort der Reifung und vor allem auch als Ort der Gotteserfahrung.
      Urformen dieser besonderen Erfahrungen haben in der Erinnerung im Volk Israel gewirkt; denn 40 Jahre lang war Israel mit seinem GOTT ADONAI auf Wanderschaft in der Wüste.
      In solch besonderen Zeiten ergeben sich existenzielle Fragen. Wenn wir Menschen versuchen, aus unserem positiven religiösen Glauben heraus unser Leben zu gestalten, werden wir konfrontiert mit eigenartigen Kräften und Zweifeln. Das zeigt sich auch intensiv in der Berufungserzählung JESU mit den drei Versuchungen.
      Die erste Versuchung geht aus von seinem persönlichen, natürlichen HungergefühlJESUS soll seine religiöse Macht einsetzen zur Befriedigung seines leiblichen Hungers. JESUS geht jedoch auf diese Vermischung nicht ein und bewahrt die Reinheit der göttlichen Kraft und der Gottesworte.
      Die zweite Versuchung knüpft an das menschliche Bedürfnis nach Selbstverwirklichung, das Bedürfnis nach eigener Macht, nach Reichtümer und nach Herrlichkeit in dieser unserer Welt.
      Diese Versuchung versprich folgendes Glück: Wer sein aktives, religiöses Vertrauen auf GOTT und die Glaubwürdigkeit der Hl. Schrift aufgibt, dem gehen die menschlichen Sehnsüchte nach Selbstverwirklichung und Macht in Erfüllung.
      Die dritte Versuchung für JESUS ist sein Leiden und Sterben am Kreuz. Auch für uns sind Schicksalsschläge und Nöte bedrängende Herausforderungen. NotLeid und Auseinandersetzung  mit Sterben und Tod fordern uns immer wieder neu heraus, unser eigenes Ja zu GOTT und zu der göttlichen Ordnung des Lebens neu zu sprechen.
      Für uns stellt sich die aktuelle Frage: Was kann, was will die 2000 Jahre alte Erzählung von der Wüstenerfahrung JESU uns heute sagen?

      Dazu hier nur einige wenige Aspekte!

      Zuerst einmal: JESUS hat seine Berufung erfahren durch die Begegnung mit einem Menschen, mit Johannes dem Täufer. Das zeigt deutlich, wie wichtig für unser Leben echte, gute Begegnungen sind. Wie wunderbar ist es doch für mich, zurückzublicken und mich zu freuen an guten, lebensfördernden Begegnungen, angefangen vom Grossvater bis heute.
      Eine besondere Art von modernem Fasten scheint mir heute zu sein, wenn wir den Sonntag als den besonderen Tag der Woche herausnehmen aus dem Stress und dem Räderwerk von ComputerHandy und Alltagsrummel. Den Sonntag frei machen für persönliche Begegnung mit Mitmenschen, mit sich selbst und mit GOTT.
      Durch solche Art Fasten können wir neue Lebensqualität erfahren. Solches Fasten will geübt sein, so wie man früher das körperliche Fasten geübt hat.
      Zum Training solchen Fastens kann auch dienen, dass wir uns am Morgen etwas vornehmen und am Abend fragen: Wie ist es heute gegangen und uns dann freuen über schöne Begegnungen und Momente der Freude und des Erstaunens.
      Eine besondere Art von Fasten ist auch das Achtsam-sein gegenüber Zerstörungsfaktoren unserer heutigen Welt. Konkret: Wie kann ich mithelfen, die Umwelt zu schonen?
      Einerseits wie gehe ich um mit der Energie, wie mit BenzinÖlElektrizität! Auch durch meine Art zu reisen! Und durch meinen schonenden Verbrauch von Plastic und Kunststoffen!
      Es ist zwar klar, was wir an Positivem tun können, sind nur winzige Tröpfchen gegenüber einem Meer von Gefahren für unsere Mitwelt! Aber wenn wir dies nicht tun, ist das Gefahrenmeer um diese Tröpfchen zu gross.
      Sich-Enthalten von Schädlichem ist die eine Seite des Fastens. Solcher Verzicht stärkt auch unser Selbstwertgefühl. Und wer Verzicht üben kann, hat dauerhaft mehr vom Leben.
      Die andere Seite vom Fasten ist das Hervorbringen und Bewirken von Gutem, Hilfreichem direkt bei den Menschen:

      Heute ist extrem wichtig: Was tue ich mit meinen Gedanken und politisch für den Frieden in Europa?

      Ebenso wichtig ist auch: Ruhe und zu sich selbst kommen – beten - echten Menschen begegnen – Notleidenden Menschen helfen – Hilfswerke wie Fastenopfer oder Caritas unterstützen – sowie schonendes Verhalten gegenüber der Umwelt bewirken Gutes, Hilfreiches.
      Und in unserer heutigen Zeit der akuten Gefahr von völkischen Auseinandersetzungen und Drohungen mit Atomkrieg stellt sich mir die Frage: Was tue ich für den Frieden in unserer bedrohten Welt?
      Es ist klar: Niemand von uns kann alles Gesagte und Gewünschte verwirklichen. Aber jeder und jede von uns kann gemäss dem eigenen Talent und Charisma zu einem friedvollen, erfüllten Leben auf dieser Welt beitragen.

      Zum Schluss noch ein ganz persönliches Wort!

      Liebe Schwestern und Brüder in Christus! Von Herzen wünsche ich Euch allen in dieser Fastenzeit 2022 eine gute biblische Wüstenerfahrung mit echter Begegnung mit sich selbst, mit lieben Mitmenschen und mit dem Urgrund allen Seins: mit GOTT. Das wünsch ich auch mir selbst inmitten einer Zeit persönlicher Krankheit und Begrenzung.
      Zur Erinnerung an positive Impulse in unserer diesjährigen Wüstenzeit habe ich einige Ideen auf ein kleines Blatt geschrieben und auf der Rückseite ein Gebet für alle Tage. Diesen Zettel kann man nach dem Gottesdienst mit nach Hause nehmen.

      Am Schluss dieser langen Rede ist es mir ein ganz wichtiges Anliegen, Euch allen zu danken, die Ihr mir geschrieben oder telefoniert habt, oder auch an mich gedacht und für mich gebetet habt. Euch allen gilt mein herzlichster DANK. Es ist für mich eine wunderbare Gabe, die ich nicht genug verdanken kann.

Darum gilt Ihnen Allen: Vergelt’s GOTT!




3. Adventsonntag im Jahreskreis C
Gaudetesonntag

Samstag / Sonntag
11. / 12.Dezember 2021

 

Einführung in die Lesung aus dem Philipperbrief

      Paulus schreibt an seine Lieblingsgemeinde in Philippi etwas, das ihm sehr am Herzen liegt: „Freut euch im HERRN zu jeder Zeit. ...
      Und der Friede GOTTES, der alles Verstehen übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken in CHRISTUS JESUS bewahren.“

Lesung aus dem Brief des Apostel Paulus an die Gemeinde in Philippi.
(Philipper 4,4-7)

      Schwestern und Brüder!

      Freut euch im HERRN zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch! Eure Güte werde allen Menschen bekannt. Der Herr ist nahe.
      Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor GOTT!
      Und der Friede GOTTES, der alles Verstehen übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken in CHRISTUS JESUS bewahren.

Aus der Frohen Botschaft nach Lukas
(Lukas 3,10-18)

      In jener Zeit fragten die Leute Johannes den Täufer: Was sollen wir also tun? Er antwortete ihnen: Wer zwei Gewänder hat, der gebe eines davon dem, der keines hat, und wer zu essen hat, der handle ebenso!
      Es kamen auch Zöllner, um sich taufen zu lassen, und fragten ihn: Meister, was sollen wir tun. Er sagte zu ihnen: Verlangt nicht mehr als festgesetzt ist!
      Auch Soldaten fragten ihn: Was sollen denn wir tun? Und er sagte zu ihnen: Misshandelt niemanden, erpresst niemanden, begnügt euch mit eurem Sold!
      Das Volk war voll Erwartung und alle überlegten im Herzen, ob Johannes nicht vielleicht  selbst der Christus sei.
      Doch Johannes gab ihnen allen zur Antwort: Ich taufe euch mit Wasser. Es kommt aber einer, der stärker ist als ich, und ich bin es nicht wert, ihm die Riemen der Sandalen zu lösen. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.
      Schon hält er die Schaufel in der Hand, um seine Tenne zu reinigen und den Weizen in seine Scheune zu sammeln; die Spreu aber wird er in nie erlöschendem Feuer verbrennen.
      Mit diesen und vielen anderen Worten ermahnte er das Volk und verkündete die frohe Botschaft.

Predigtwort
„Freut euch im HERRN“

      „Freut euch im HERRN zu jeder Zeit. Noch einmal sage ich: Freut euch!“    So schrieb vor bald 2000 Jahren der Völkerapostel Paulus seiner christlichen Lieblingsgemeinde Philippi; und so ruft er auch uns heute zu.
      Die Freude, zu der wir am dritten Adventssonntag besonders animiert werden, ist eine Lebenseinstellung. Sie ist  nicht eine momentane, punktuelle Empfindung. Die Freude, die uns Paulus ans Herz legt, ist nicht das, was man heute immer wieder hört unter dem Schlagwort „Spass“: „Es hat mir Spass gemacht!“. Freude ist etwas „Tieferes“, „Innerlicheres“.
      „Der Herr ist nahe“ schreibt Paulus. GOTT kommt auf uns zu mit einer Freude, die sich nicht im Oberflächlichen erschöpft. Die Nähe des Herrn, d.h. die Nähe JESU CHRISTI, die Nähe GOTTESschenkt eine Freude, die unser ganzes menschliches Leben trägt. Solche innere Freude zu erleben, dazu sind uns diese Tage des Advents geschenkt.
      Der hl. Augustinus hat einmal den Satz geprägt: „Die Seele nährt sich von dem, an dem sie sich freut“. Damit wird die Erfahrung ausgesprochen, dass unser Leben nicht nur durch das genährt wird, was wir essen. Freude ist die eigentliche Nahrung der Seele. Davon spricht auch schon das Erste Testament im Buch der Sprichwörter, wo es heisst: „Ein fröhliches Herz tut der Heilung gut, ein bedrücktes Gemüt lässt die Glieder verdorren.“ (Spr. 17,22).

      Wie kann man diese Weisheit der Bibel in unserem heutigen Alltag aktivieren?

      Eine Weise, aus der Kraftquelle der Freude zu schöpfen, ist: sich erinnern an die vielen Freuden, die ich in meiner eigenen Lebensgeschichte erfahren habe: z.B. in der Familie, in Freundschaften, in beruflicher Tätigkeit und Engagements, in Ferien und Reisen.
      Johann Wolfgang von Goethe hat diese Erfahrung mal prägnant so formuliert: „Gott gibt uns Erinnerungen, damit wir Rosen im Winter haben.“
      Menschliche Erfahrung ist auchdass wir Freude nicht machen können; echte, innige Freude kommt von oben; sie wird uns geschenkt. Wir können aber Bedingungen schaffen, dass sich Freude entwickeln kann. Dazu ruft uns Paulus auf.
      Es gibt äussere und innere Bedingungen, die mithelfen, dass Freude gedeihen kann.
      Da ist zunächst einmal unser Körper. Welch schönes Gefühl, wenn wir am Morgen ausgeruht und ohne Schmerzen aufstehen können! Eine dankbare Freude bewegt da unser Herz. Welche Befriedigung nach einem harten Stück Arbeit! Welche Freude bei einem liebevoll zubereiteten Essen mit lieben Menschen!
      Für Ehepaare und Menschen, die in Partnerschaft leben ist das Pflegen und Geniessen der erotischen Liebe ein wichtiger Nährboden für Lebensfreude und persönliche Entfaltung.
       In der kirchlichen Verkündigung und Spiritualität werden diese leiblichen Erfahrungengerne verschwiegen, oder gar abgewertet. Diese abwertende Haltung ist nicht lebensfördernd; sie ist auch nicht biblisch. Die Bibel rät uns im Buch Kohelet:
      „Darum ess dein Brot und trink deinen Wein und sei fröhlich dabei! So hat es Gott für die Menschen vorgesehen, und so gefällt es ihm. Nimm das Leben als ein Fest: Trag immer frisch gewaschene Kleider und sprenge duftendes Öl auf dein Haar! Geniesse jeden Tag mit der Frau, die du liebst, solange dieses flüchtige Leben dauert, das Gott dir geschenkt hat. Denn das ist der Lohn dieses Lebens.“
      Freude kann gut gedeihen auch in Natur und im Kosmos. Wie weitet sich doch unser Herz, wenn wir blühende Bäume sehen, oder die farbigen Blätter im strahlenden Herbstlicht!
      Leider gibt es auch BedrohlichesKlimaerwärmungHungersnöteKriegeAttentate. Für einige Bedrohungen haben wir auch eine gewisse Mitverantwortung. Da sollen wir uns einsetzen für Verbesserungen. Aber auf keinen Fall sollen wir uns durch Weltuntergangsszenarien unsere Freude an der Erde und am Kosmos vermiesen lassen!
      Besonders wichtig für unser Leben sind BegegnungenWer Menschen wirklich begegnet, dem eröffnen sich immer von neuem tiefste Erfahrungen von Freude und von Schmerz.
      Vieles wäre hier noch zu erinnern. Nur einen fruchtbaren Boden für echte Freude will ich hier noch nennen: nämlich einem Mitmenschen Gutes tun! Wenn wir Gutes tun, schaffen wir die Voraussetzung für eine besonders intensive Freude.
      Wenn Paulus uns heute zuruft: „Freut euch im HERRN!“ will er uns sagen: Wenn wir in Beziehung sind mit dem DU unseres Lebens, mit dem innersten Urgrund unseres Seins, dann brennt das Feuer der Freude. Das ist dann die Freude an GOTTdie Freude, dass wir von GOTT angenommen sind, dass ER uns liebtso wie wir sind, dass wir in GOTTES Liebe wunderbar geborgen sind.
      Diese innerste, seelische Freude ist der Lichtstrahl, der alle anderen alltäglichen positiven Ereignissezum Leuchten bringt, und sie als leibseelische Freude erleben lässt. Dieseleibseelische Freude kann auch dann noch unser Herz erreichen, wenn wir Schmerz erleben, Not und Trauer.
      Die Advents- und Weihnachtstage laden uns ein, achtsam zu leben und all das zu pflegen, was die leib-seelische Freude fördert.

Das Pauluswort gilt auch für uns
in der heutigen Pandemie-Zeit:
Freut euch im HERRN !
Noch einmal sage ich: Freut euch!
Das wünsche ich uns allen von Herzen!





1. Adventsonntag im Jahreskreis C

Samstag / Sonntag
27. / 28. November 2021

Einführung in die Lesung Jesaja

      Die Grundüberzeugung, welche die Beziehung von Jesaja zu ADONAI bestimmt – und somit auch die Beziehung des Volkes Israel zu ADONAI – ist eine „Vater-Sohn-Beziehung“. Nicht Knechtschaft, sondern Kindschaft prägt das vertrauensvolle, offene Gebet, die Hinwendung des Menschen zu GOTT.
      Die Worte, die das Prophetenbuch Jesaja hier zu GOTT spricht, sind eine Verarbeitung der Erfahrungen im Exil Babylonien und Neuaufbau im Heimatland Israel. Ein eindrückliches Beispiel, wie biblische Propheten durch schwere und frohe Erlebnisse GOTT erfahren. 

Lesung aus dem Buch Jesaja
(Jesaja 63,16b-17,19b; 64,3-7)

      Du, ADONAI, bist unser Vater, „Unser Erlöser von jeher“ ist dein Name. Warum lässt du uns, ADONAI, von deinen Wegen abbringen und macht unser Herz hart, sodass wir dich nicht fürchten? Kehre zurück um Deiner Knechte willen, um der Stämme willen, die dein Erbbesitz sind! Hättest du doch den Himmel zerrissen und wärest herabgestiegen, sodass die Berge vor dir erzitterten.
      Seit Urzeiten hat man nicht vernommen, hat man nicht gehört; kein Auge hat je einen GOTT ausser dir gesehen, der an dem handelt, der auf ihn harrt. Du kamst dem entgegen, der freudig Gerechtigkeit übt, denen, die auf deinen Wegen an dich denken. Bleiben wir  künftig auf deinen Wegen, werden wir gerettet werden. Wie ein Unreiner sind wir alle geworden, unsere ganze Gerechtigkeit ist wie ein beflecktes Kleid. Wie Laub sind wir alle verwelkt, unsere Schuld trägt uns fort wie der Wind.
      Niemand ruft deinen Namen an, keiner rafft sich dazu auf, festzuhalten an dir. Denn du hast dein Angesicht vor uns verborgen und hast uns zergehen lassen in der Gewalt unserer Schuld. Doch nun, ADONAI, du bist unser Vater. Wir sind der Ton und du bist unser Töpfer, wir alle sind das Werk deiner Hände.

Aus der Frohen Botschaft nach Markus
(Markus 13,33-37)

      In jener Zeit sprach JESUS zu seinen Jüngern: Gebt acht und bleibt wach! Denn ihr wisst nicht, wenn die Zeit da ist. Es ist wie mit einem Mann, der sein Haus verliess, um auf Reisen zu gehen: Er übertrug die Vollmacht seinen Knechten, jedem eine bestimmte Aufgabe; dem Türhüter befahl er, wachsam zu sein.
      Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, wann der Hausherr kommt, ob am Abend oder um Mitternacht, ob beim Hahnenschrei oder erst am Morgen. Er soll euch, wenn er plötzlich kommt, nicht schlafend antreffen.
      Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Seid wachsam!

Predigtwort
„Seid wachsam!“

      Im heutigen Evangelium mahnt JESUS seine Jünger mehrmals: „Gebt acht und bleibt wach!“ „Seid wachsam!“ Wir als Jünger und Jüngerinnen JESU Christi sollen wachsam sein, „denn wir wissen nicht, wann die Zeit da ist“.
      Worauf was sollen wir denn wachsam und achtsam sein? Gemäss dem Evangelium sollen wir wachsam und achtsam sein auf das, was in unsmit unsum uns und in der Welt geschieht.
      Die heutige Lesung im Prophetenbuch Jesaja ist dafür ein  anregendes Beispiel. Der Prophet schaut mit intensivem Blick auf die erfahrene Zeit: Ein grosser Teil des Volkes Israel musste ins Exil nach Babylonien. Nach 40 Jahren konnten sie auf einen Erlass vom toleranten Perserkönig Kyrus II. wieder heimkehren nach Jerusalem und Judäa.
      Die Vertreibung aus der Heimat, das Leben im Exil, die Rückkehr ins Heimatland und der Wiederbeginn des Lebens im eigenen Land waren Erlebnisse, die für achtsame und wachsame Menschen eine tiefe spirituelle Bedeutung zeigten:
      Sie erkannten, dass das Leben, wie sie es gelebt hatten, auch mit Fehlern und Schuldbelastet war. Vor allem aber ist ihnen aufgegangenwas GOTT für sie ist. Gemäss dem Jesaja-Buch konnten sie mit überzeugtem Herzen bekennen:

DU, ADONAI, bist unser Vater. Wir sind der Ton 
und Du bist unser Töpfer, 
wir alle sind das Werk Deiner Hände.“

      Wir heute leben auch in einer besonderen Zeit und einen  ganz besonderen Advent. Das macht uns die Corona-Pandemie sehr bewusst. Wir erfahren dazu die Sorgen, Ängste und Befürchtungen täglich in Zeitung, Radio und Fernsehen.

      Zurück zum Evangelium! Auffallend ist, dass in unserem Evangeliumstext nicht Drohungoder Panik verkündet wird, sondern die Einladung achtsam und wachsam zu sein.
      Unser Bemühen und Sorgen, unser Tun und Handeln soll dem konkreten Hier und Heuteund dem vollen Leben dienen.
      Für unser Predigtprogramm in dieser Adventszeit haben wir als Grundmotiv gewählt: „ADVENT heute“. Mit Themen wie: „Seid wachsam!“, „Trost heute“, „Vertrauen in das DU unseres Lebens“, „Pflege der Freude“, „Engel heute“, „Fürchtet euch nicht!“, „Güte und Menschenliebe GOTTES“ sind wir auf dem Weg, wie wir achtsam und aktuell dem Leben heute dienen können.
      Wachsam sein heisst zunächst schlicht: Sorgsam mit seinem Körper umgehen! Genügend Schlaf, lockere Entspannung, gesunde Kost, körperliche Erholung durch Sport oder Wandern in frischer Luft. Solche Achtsamkeit auf unseren Körper hilft mit, wachsam zu sein auf das persönliche Leben.
      Der Ruf des Evangeliums „seid wachsam!“ regt auch an zu intensivem spirituellem Leben.Dazu kurz ein paar schlichte Hinweise:
      Am Morgen einen Moment der Besinnung einschalten: Einen Raum oder eine Ecke aufsuchen, wo mich niemand stört, ruhig atmen, dann danken für die gute Nacht und den neuen Tag; und wenn ich dann ganz ruhig bin, kann ich den Vorsatz in mir aufsteigen lasse: „ich will achtsam und voll offener Erwartung dem entgegengehe, was der heutige Tag mir bringen wird“. So kann der Tag mit all seinem Unvorhergesehenen tieferbedeutungsvollergottverbundener werden.
      Am Abend sich wiederum etwas Zeit nehmen. Wenn ich dann eine Adventskerzeanzünde, still und ruhig werde, kann ich liebende und ehrliche Rückschau halten auf das an diesem Tag Erlebte: Freude und LeidSehnsucht und AngstBegeisterung und Enttäuschungenin Blick nehmen und dann für Schönes und Gelungenes danken und Verpasstes und Misslungenes bereuen und Alles GOTT anvertrauen, dem liebenden Urgrund unseres Seins.
      Animieren zu spirituellem Leben möchten auch unsere Adventsgottesdienste in besinnlicher Atmosphäre mit Kerzenlicht, berührender Musik und anregender Predigt. All dies möchte mithelfen zu Mut und Freude, zu frohem Dienst am konkreten Leben hier und heute.

      
Möchte doch der Advent im Kirchenjahr 2021 für uns alle zu einer guten Zeit und zu vollem Leben werden! So wird das Wort JESU CHRISTI, das im Zentrum des Johannesevangeliums steht, auch für uns in Erfüllung gehen:

Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben
und es in Fülle haben“.